Die Fotografien von Anja Meixner inszenieren künstliche Jetztpunkte so, als seien sie ganz aus der Zeit gefallen. Sie schaffen mit den Mitteln des technischen Mediums stille ,meditative Bilder, die einer Sehnsucht nach Ruhe Ausdruck verleihen.
Eins dieser Bilder zeigt einen Hochspannungsmast vor einer dramatisch beleuchteten Himmelskulisse. Die dunklen Wolken reißen auf, Sonne bricht wie Flutlicht aus ihnen hervor und strahlt den Mast von unten an, der in der Beleuchtung und mit seinen drei Querstreben beinahe an das Kreuz von Golgatha erinnert.
Dieses reine Aufschauen ist Ausdruck einer religiösen Haltung zur Welt, es ist ins Bild gefasster Kinderglaube, ebenfalls zu erahnen in dem Bild „Friedhof in Arizona“ und dem „Blutenden Baum“, dessen große Wunde an den Gekreuzigten denken lässt.

Der Hochspannungsmast auf dem Foto steht in Österreich, er könnte natürlich überall auf der Welt stehen. Seine fotografische Inszenierung als Andachtsbild zeigt, wie die romantische Suche nach dem Ursprünglichen an der Technik hängen bleibt, die der Mensch sich aus der ihm innewohnenden Unruhe geschaffen hat und hinter die er nicht mehr zurück kann.

(Norbert Hummelt ( ein deutscher Dichter))