Schneewittchen und die Metamorphosen WÜ., 7. August 2011

Als ich preis gegeben habe, dass ich die Ausstellung von Anja eröffnen werde, sagt jemand mir: „O..ich wusste gar nicht, dass du so was kannst“. Mein Kommentar war „Ich auch nicht“.
Nun begehe ich mich auf diesem Weg. Es geht um Schneewittchen. Und es geht um Veränderungen. Es geht also um das Fabel. Und es geht um die Fotos von Anja. Es geht um eine Frau. Sogar um zwei Frauen, wenn wir es so sehen wollen: um die Fotografin, um Anja, und um Schneewittchen.
Geht es also um Frauen? Oder grundsätzlich um Frauen?
Ich würde sagen: nein.
Mein Ziel wird heute nicht sein, um die Liebe zu sprechen, mindestens nicht um die Liebe, die Schneewittchen durch den Kuss des Prinzen erfährt und durch den sie auf neues Leben erweckt wird. Und mein Ziel wird auch nicht sein, über die Emanzipation der Frau zu sprechen, die keinen Prinzen braucht, um auf neues Leben erweckt zu werden.
Wir, Anja und ich, sehen Schneewittchen und die Metamorphosen als eng zusammen hängende Themen und auch..für Männer geeignet !
Es geht um die Veränderung, es geht um die Transformation. Der Prinzip nur als Mittel zum Zweck? Vergessen Sie das! Denn der Prinz hat prinzipiell in Anjas Ausstellung nichts zu suchen.
Veränderung als normales Lebensprozess.
Veränderung auch als Älter werden gesehen.
Die erste Frage ist: ist die Veränderung eine Sache, die man sehen kann? Ist es nicht eher wahr, dass man das Ergebnis der Veränderung zu sehen ist? Für mich schon. Wenn z.B. ein Mensch 10 Kilos abnehmen will, und irgendwann auch es schafft, dieses Ziel zu erreichen, können die anderen Menschen nur den vollzogenen Akt erstaunen und komplimentieren: sie können sehen, wie der Bekannte schlanker geworden ist und wie er vielleicht dadurch gesünder, besser, glücklicher aussieht. Aber keiner kann die Veränderung während der Veränderung selbst sehen. Die Veränderung liegt in dem Akt selbst und führt zu neuen Lebensformen, aber die Veränderung als Prozess ist nicht nachvollziehbar. Ein Foto kann den Prozess halten, oder mindestens die Illusion des Festhaltens uns Menschen geben. Das versucht Anja in diesen Fotos zu erreichen. Die Formen die sich dehnen, sind Formen während des Prozesses der Veränderung, die für einen Augenblick festgehalten wurden. Sie seziert quasi das Leben, während sie so handelt, sie forscht quasi wissenschaftlich, ich habe manchmal das Gefühl Anja als Anthropologin erfahren zu dürfen, durch diese Fotos.
Der zweite für mich wichtige Punkt ist: nur durch Handeln geschieht die Metamorphose, nicht durch Wörter. Ein Foto kann das, ein Foto ist ein Schnitt im Realen, ist ein Festhalten einer Handlung und ist Handlung in sich; ein Gedicht und eine Romane sind keine leere Wörter, es sind Wörter, die zum neuen Leben aufgeweckt wurden, es sind gestaltete Wörter. Dagegen sind Sprechen, Quatschen, sich Unterhalten und so ähnliches was Leeres, was keine Veränderung hervorbringt und hervorbringen kann. Schneewittchen war eine Frau der Tat. Sie können widersprechen „wieso? Sie hat geschlafen und sie hat fremde Hilfe gebraucht, um wieder am Leben zu sein“. Ich würde, aber, sagen, Schneewittchen war sehr aktiv: sie ist durch den Wald gewandert, sie hat sich ein neues Zuhause gesucht, sie hat sich neue Freunde gesucht (die Zwerge), sie hat gegessen (den Apfel), und nur dann hat sie geschlafen. Also: sie war aktiv. Und den Schlaf hat sie auch gebraucht, um sich auszuholen: sie hat bevorzugt, zu schweigen, als einfach hin und her was zu fragen. In der Ruhe liegt die Kraft. Ihr Schlaf ist nur in einer traditionellen Interpretation der Schlaf einer bedürftigen Frau, die den Mann braucht, der sie zum Leben erweckt. In meiner Interpretation stellt ihr Schlaf was anderes dar: Der Schlaf von Schneewittchen stellt die Zeit dar, die notwendig ist, um sich von Problemen zu erholen, um Energien wieder zu finden, um die die Verletzungen heilende Zeit vergehen zu lassen, um die nicht mehr wichtigen Sachen fallen zu lassen, um sich vorzubereiten, ein anderes Selbst zu werden, um sich selbst zu finden und um das folgende Geheimnis anzunehmen: sich selbst wieder finden, indem man sich selbst als „Anders“ erkennt, also als verändertes Selbst. Und in diesem Sinne bekommt der Prinz im Märchen meines Erachtens eine andere Bedeutung und zwar: er stellt einfach den männlichen Teil dar, der in jeder Frau vorhanden ist und den jede Frau braucht, um an die Lebensgeschehnisse zu reagieren. Genau das ist Metamorphose.

il sonno di Biancaneve rappresenta il tempo necessario a riaversi dai problemi, a ritrovare le energie, a lasciar scorrere il tempo che lenisce le ferite, a lasciar cadere le cose che non sono più importanti, a prepararsi ad essere un altro sé, a ritrovarsi e ad accettare il mistero di ritrovarsi pur riconoscendosi come “altro” cioé come trasformato. E in questo senso anche il principe assume ai miei occhi un altro significato e cioé rappresenta semplicemente la parte maschile che c’é in ogni donna e che ci dá la forza di reagire agli inconvenienti della vita. Ecco: questa è la trasformazione.